01.06.2019

06/2019 Eine Frage der Strategie?

Klimaschutz

Grafik: Roman Freistätter & Victoria Rusina

„Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist unsere Zukunft in Gefahr.”

scientist for future

Unsere Zeit geht mit großen ökologischen Umbrüchen einher. Die Transformation in eine Zukunft, die angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und der Erhöhung des Lebensstandards aller, den Klimawandel in den Griff bekommt, stellt eine große Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund stellen sich unzählige Fragen, u.a.: Welche politischen und gesellschaftlichen Weichen müssen gestellt werden? Wie erreichen wir eine angemessene Beteiligung aller Mitglieder unserer Gesellschaft? Welche Instrumente und Maßnahmen können den Prozess unterstützen? Zusammengefasst: ist es die Frage nach der Strategie.  

Prof. Clemens Richarz skizziert im "Kommentar vom 24.05.19" (s. unten) eine mehrstufige Struktur und schlägt konkrete Gestaltungsoptionen in den einzelnen Bereichen vor. Er lädt Sie ein, das Thema mitzugestalten und gemeinsam zu diskutieren.

Denken Sie auch über Strategien nach, wie wir den Klimawandel in den Griff bekommen können? Wollen Sie mehr wissen zu diesem Thema? Dann fragen Sie nach, informieren Sie sich bei der BEN www.byak-ben.de und nutzen Sie das Kommentarfeld unten auf dieser Seite, um mitzudiskutieren.

Eine Frage der Strategie

In unserem zweiten BEN-Blog "Eine Frage der Strategie?" greifen wir dieses Thema auf. Um die Diskussion anzuregen hat die BEN Prof. Clemens Richarz, Mitglied des Vorstands der Bayerischen Architektenkammer, gefragt, wie er sich den Prozess der Transformation vorstellt. Richarz, der an der Hochschule München lehrt und im Vorstand der Bayerischen Architektenkammer den Themenbereich "Energieeffizienz und Nachhaltigkeit" vertritt, sieht die Notwendigkeit für einen umfassenden Wandel auf der individuellen, gesellschaftlichen und politischen Ebene. Um Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu berücksichtigen, so Richarz, sollten untergeordnete Aspekte nicht isoliert betrachtet werden, sondern in eine übergeordnete Strategie einbettet sein. In allen Bereichen können Initiativen zum Klimaschutz ergriffen und Rahmenbedingungen festgelegt werden, die ineinandergreifen, vom Großen ins Kleine und umgekehrt. Dies umfasst die globale, nationale und kommunale Handlungsebene ebenso, wie die persönliche. Das Planen, Realisieren und Nutzen baulicher und städtischer Strukturen spielt vor diesem Hintergrund eine wichtige Rolle und lebt von den Synergien und Wechselwirkungen der einzelnen Themen untereinander.

Autorin: Kathrin Valvoda, BEN


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7 Kommentare

BEN

25. Juni 2019

Fridays for Future stellt 31 Forderungen an die Stadt München.
Lesen Sie mehr:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fridays-for-future-muenchen-forderungen-1.4498116

Roman Freistätter

03. Juni 2019

Ich möchte auf den Film "Ort schafft Ort" hinweisen!

In dem Film werden 8 Gemeinden bei Bürgerinitiativen begleitet, wie sie durch Weiterbauen die Gemeinden verbessern. Anstelle von Entwicklung nach Außen, wird eine Entwicklung nach Innen betrieben. Dadurch können sich die Gemeinden platzsparend und nachhaltig entwickeln. Ein Gestaltungsbeirat hilft oftmals gut durchdachte und unkonventionelle Lösungen zu finden. Mit dieser Strategie ist auch die Erhaltung der Baukultur in den kleineren Gemeinden auf dem Land möglich.

Mehr dazu: http://www.baukulturinitiative.de/film-ort-schafft-ort.html
Der Verein LandLuft: http://www.landluft.at/


Christiane Frohn, Dipl.Ing. Architektin

28. Mai 2019

Wir brauchen eine Krise!

Damit die Menschen endlich kapieren, dass der Klimaschutz jeden jederzeit betrifft und keine politische Angelegenheit ist.

lichtblau architekten bda
florian lichtblau

28. Mai 2019

launig kurze synthese zum fachtag ‚nachhaltigkeit gestalten’, byak münchen april 2018:

mit der nachhaltigkeit verhält es sich für die gemeinschaft wie mit der gesundheit für den einzelnen: nachhaltigkeit ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts! heisst für politik:
- wer boden nutzen will
- wer ressourcen einsetzt
- wer klimahülle belastet
- wer dreck hinterlässt
- usw ..
> der zahlt einen volkswirtschaftlich gerechten preis dafür, mit dynamischer steigerung!
> die einnahmen fliessen vollständig in zukunftsprojekte und pro-kopf-rückerstattung!

BEN

28. Mai 2019

BEN Tip - Podcast:
"Radikal - die Zukunft gestalten", Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Präsident des Wuppertal Instituts) im Gespräch mit Jürgen Wiebicke (WDR) im philosophischen Radio des WDR5
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/191/1910930/wdr5dasphilosophischeradio_2019-05-03_radikaldiezukunftgestalten_wdr5.mp3

F.A.L.

28. Mai 2019

Guter Beitrag!

Mitglied des Vorstands ByAK
Prof. Clemens Richarz

24. Mai 2019

Entscheidend ist das große Ganze
Bei Diskussionen im Zusammenhang mit nachhaltigen ressourcenschonenden Gebäudekonzepten ist es nicht zielführend einzelne Aspekte aus einem übergeordneten Kontext heraus zu lösen und als Teilproblem zu behandeln. Der Blick für Zusammenhänge und Wechselwirkungen geht dabei verloren. Im Folgenden habe ich Anmerkungen zusammengetragen zu den

globalen / nationalen / föderalen / kommunalen / persönlichen Handlungsebenen:

Der globale Kontext:
Eine Gesellschaft, deren Ziel in fortwährendem quantitativen Wachstum besteht, scheint nicht in der Lage, den damit zusammenhängenden Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Die Lösung dieses Dilemmas liegt auf verschiedenen Ebenen politischer und gesellschaftlicher Arbeit. Die Bereitschaft der Nationalstaaten, ihre Souveränität und nationalen Vorteile zugunsten der Staatengemeinschaft und des Klimaschutzes einzuschränken, wird letztlich ein entscheidender Punkt sein.

Der nationale Kontext:
Es steht jeder Nation frei, eigene Klimaschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Die in Paris festgelegten Reduktionsziele dienen hierbei als gemeinsame Grundlage. Auch Deutschland kann aber aufgrund seiner politischen und ökonomischen Stabilität eine Vorbildfunktion mit der Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft übernehmen, die einen CO2-Ausstoß von 1-2 Tonnen CO2/Kopf realisiert.
Dieses Ziel kann nur mit umfassenden Maßnahmen erreicht werden, u. a. durch
• einem verbindlichen übergeordneten Klimaschutzgesetz
• transparente gesetzliche, Sektor gebundene Rahmenbedingungen und Ziele
• dem sofortigen Kohleausstieg
• einer relevanten CO2-Abgabe
• dem Ausbau erneuerbarer Energien
• Vereinfachung und Verschärfung der EnEV gerade für Neubau (Stichwort: Niedrigstenergiestandard)

Der föderale Kontext:
Bundesländer, Kommunen und Städte können eigene und erweiterte Regelungen treffen mit:
• individuellen Landes-Klimaschutzgesetzen
• klimafreundlichen Zielsetzungen in den Landesentwicklungsplänen (LEP) (Innenentwicklung vor Außenentwicklung, Verankerung des Klimaschutzes in dem LEP, Stärkung der koordinierenden Regionalplanung).
• Förderungen und finanzielle Anreizen zur Gebäudesanierung und CO2-Reduktion
• Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher klimafreundlicher Konzepte für Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen.
• der Entwicklung von integrierten Mobilitätskonzepten
• der Vorbildfunktion staatlichen Handelns beim Klimaschutz

Der kommunale Kontext:
Auch Kommunen können eigne Initiativen zum Klimaschutz ergreifen. Netzwerke und Erfahrungen aus Beispielkommunen und -städten sind hier ein großes Potential für die eigene kommunale Strategie.
• Umbau der Mobilität in der Stadt mit Vorrang für das Fahrrad (Bsp. Kopenhagen)
• Zukunftsfähige Boden- und Mietpolitik (Bsp. Wien)
• Förderung des Nahverkehrs (365 Euro Jahresticket für das Gesamtnetz)
• Priorität der Klimarelevanz bei kommunalen Maßnahmen und Handlung (Bsp. Konstanz)
• regenerative, klimaneutrale Energieversorgung (Bsp. Münchner Passivhausstandard bei Neubauten (Bsp. Frankfurt)
• Fossilfreie Gebäudeenergieversorgung bei Neubauten (Bsp. Moosburg)

Der persönliche Kontext:
Jeder Haushalt, jede Institution oder jeder Betrieb kann sich darum bemühen, klimaneutral zu werden. Dabei sollten nicht nur die klassischen Ressourcenverbräuche im Bereich der Gebäudekonditionierung optimiert werden. Wichtig sind integrierte sektorenübergreifende Konzepte in den Bereichen, Wärme, Strom, Mobilität, Verbrauchsmaterialien, Abfall, Ernährung und Konsum, die wünschenswerter Weise finanziell gefördert werden.