Das Gemeinwohl - Die soziale Wärmepumpe

Sie haben unsere Veranstaltungsreihe verpasst? Kein Problem: Sehen Sie sich die Mitschnitte der vier Abende an!


In der vierteiligen Veranstaltungsreihe diskutierten wir mit den Gästen und dem Publikum die unten stehenden Fragen. Klar wurde: Nicht nur Demokratie ist fragil, sondern auch das Gemeinwohl.

Who cares? Wer kümmert sich eigentlich um all die Dinge, die es braucht, damit unser Zusammenleben funktioniert? Wer erzieht Kinder? Wer pflegt Alte? Wer sorgt für soziale Gerechtigkeit? Welche Verantwortung tragen wir Architektinnen und Architekten und andere Angehörige der Freien Berufe für das Gemeinwohl? Wer kümmert sich um den Schutz von Naturräumen und gestaltet soziale Orte wie öffentliche Plätze oder Bibliotheken?

Die Überlegungen dazu, wie wir miteinander leben wollen, gehören zu den Grundfragen des politischen Denkens in einer Demokratie. Was befördert das Wohl der Allgemeinheit und was untergräbt es? Wer entscheidet, was der Gemeinschaft dient oder nur den Interessen einzelner Menschen oder Gruppen? Wie passen Gemeinwohl und Kapitalismus zusammen?

Es gilt, eine Balance zu finden und zu halten – anders kann ein demokratischer Staat nicht funktionieren. Dass es dabei zu Konflikten kommt, war schon den Machern des Grundgesetzes klar. Dort heißt es in Artikel 14: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Ist also jede und jeder zuerst sich selbst verantwortlich und erst dann der Gemeinschaft? Oder umgekehrt? Wir leben in einem Sozialstaat. Alle sorgen dafür, dass es möglichst allen gutgeht. In Zeiten, die geprägt sind von internationalen Konflikten, von Tendenzen gesellschaftlicher Spaltung und der ständigen Infragestellung von Verantwortlichkeiten ruft das Forum Baukultur der Bayerischen Architektenkammer zum Dialog über das Gemeinwohl auf. Wer definiert es? Wie ist es organisiert? Wer dient ihm? Und wie abhängig ist es vom ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagement?

Hier ein Überblick über die vier Abende, die Sie alle nachträglich ansehen können: Am Ende der Veranstaltungen finden Sie einen Link zum jeweiligen Mitschnitt.


10. Juni 2024
„Über das gemeine Wohl“

Die Idee, dass das Glück der Einzelnen nicht nur vom individuellen Leben und der persönlichen Bedürfnisbefriedigung abhängt, sondern auch vom Wohl, das möglichst vielen Mitgliedern eines Gemeinwesens zugutekommt, geht bis auf die griechische Antike zurück. Platon schrieb in seinem staatsphilosophischen Hauptwerk, der Politeia, dass nur Philosophen wüssten, was dem Gemeinwohl diene, und diese deshalb die Regierung übernehmen sollten. Wie hat sich also die Auslegung des Gemeinwohls über die Jahrhunderte verändert? Wer bestimmt, was ihm dient und was nicht? Und welche Rolle spielt das Individuum in Bezug auf Pflichten und Aufgaben in einer sozial orientierten Gesellschaft?
Prof. Dr. Armin Nassehi

  • Einführungsvortrag von Prof. Dr. Armin Nassehi, Soziologe und Hochschullehrer
  • Grußwort von Prof. Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, Architektin und Stadtplanerin

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24. Juni 2024
„Wer sorgt für das Gemeinwohl?“ – Gemeinwohlagenten im Einsatz für die Gemeinschaft

Die meisten Menschen haben gar keine Vorstellung davon, wer eigentlich fürs Gemeinwohl sorgt. Dabei gibt es unzählige formelle und informelle Prozesse, in denen jemand versucht, das Wohl aller zu befördern, zu regulieren, darüber aufzuklären und es weiter in der Gesellschaft zu verankern. Um dieses soziale System kümmern sich Wohlfahrtsverbände und der Non-Profit-Sektor, aber auch privatwirtschaftliche Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und die Repräsentanten freier Berufe (etwa Ärzte, Hebammen, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Architekten, Ingenieure, Stadtplaner, Journalisten). Es gibt eine Menge Akteure, die für das Gemeinwohl im Einsatz sind. Wer legitimiert und beauftragt sie? Welche Ziele setzen sie sich selbst? Wie wird man zum Gemeinwohlagenten?
Prof. Dr. Armin Nassehi

Gäste:

  • Prof. Dr. Dagmar Pelger, Architektin, Uni Kassel / Berlin
  • Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Berlin
  • Dr. Julian Zuber, CEO Klimaschutzorganisation German Zero, Berlin


Moderation:

Prof. Dr. Armin Nassehi

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8. Juli 2024
„Gebautes Gemeinwohl“ – Geht Stadtplanung und Architektur für alle?

Die gebaute Umwelt gilt zivilisatorisch als eines der wichtigsten kulturellen Güter. Gleichzeitig ist der Bausektor weltweit einer der größten CO2-Verursacher und Müllproduzenten. Aufgabe und Bestreben des Berufsstands sind also Städte/Dörfer zukünftig so zu planen, dass sie sowohl die Umwelt schonen als auch für jede und jeden einen wertigen Lebensraum bieten und gleichermaßen zugänglich wie zweckdienlich sind. Warum scheitert das manchmal und wann gelingt es?
Welcher Gemeinwohlverpflichtung unterliegen Architekten, Landschafts- und Innenarchitekten sowie Stadtplaner? Außerdem: Welche Rolle spielen die Bauherren sowie die gesetzlichen Verordnungen? Wie kann das Bauen in eine nachhaltige Zukunft überführt werden? Wer genau ist verantwortlich dafür? So geht es auch um die Rahmenbedingungen (rechtlich, wirtschaftlich, ästhetisch), die der Berufsstand braucht, damit gebauter Raum tatsächlich dem Gemeinwohl zugutekommt.
Prof. Dr. Armin Nassehi

Gäste:

  • Hans-Jörg Birner, Bürgermeister von Kirchanschöring
  • Dr. Angelus Eisinger, Städtebau- und Planungshistoriker, Zürich
  • Leona Lynen, Vorstand ZusammenKUNFT, Partnerin stadtstattstrand, Berlin


Moderation:

Prof. Dr. Armin Nassehi

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22. Juli 2024, 19:00 Uhr
„Gemeinwohl und Sorgeberufe“ – Wer kümmert sich und trägt die Verantwortung?

Wer versorgt Alte und Kinder? Wer sorgt sich um das allgemeine Wohl?
Care meint (direkt übersetzt) Pflege. Begriffe wie Sorgfalt, Versorgung, Betreuung, Vorsorge, Vorsicht, Mühe, Zuwendung und Achtsamkeit schwingen mit.
Von sorgenden Familienangehörigen bis hin zu freien Berufen, die sich professionell um Menschen kümmern, wird diskutiert, wie die oft unsichtbare Arbeit vieler Sorgender sichtbarer und wertgeschätzter gemacht werden kann. Auch die Honorierung ist dabei ein wichtiges Thema. Die wirtschaftliche Basis muss stimmen – ob nun in der direkten Care-Arbeit (Pfleger, Erzieher, Betreuer) oder in den erweiterten Care-Berufen wie etwa bei Architekten, die verpflichtet sind (sein sollten?), für alle nachhaltig und sozial belebend zu bauen.
Warum geraten die Care-Berufe so leicht unter finanziellen Druck? Sind kollektive Veränderungen und verwaltungstechnische Revolutionen notwendig, um den Anspruch einer gemeinwohlorientierten Gesellschaft wirklich einzulösen?
Prof. Dr. Armin Nassehi

Gäste:

  • Peter Klotzki, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Freier Berufe, Berlin
  • Prof. Dr. Niko Kohls, Psychologe, Gesundheitswissenschaftler, HS Coburg
  • Prof. Dr. Elke Krasny, Kuratorin u. Stadtforscherin Akademie der bildenden Künste, Wien


Moderation:

Prof. Dr. Armin Nassehi

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